BUGA-Dialog zu Wassermanagement: Ohne Blau kein Grün
Wie kann eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft im Welterbe Oberes Mittelrheintal angesichts des Klimawandels gestaltet werden? Zu dieser Thematik tauschte sich die Bundesgartenschau29 beim 2. Buga-Dialog mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in der Rheinfelshalle in St. Goar aus. Ziel ist, einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser zu entwickeln, um auch öffentliche und private Grünräume zu gestalten und erhalten zu können.
Die künftige Wasserversorgung stellt das klimatisch ohnehin mediterran geprägte Mittelrheintal vor besondere Herausforderungen. Von Trockenperioden, Niedrigwasser oder Starkregen sind Wälder, Weinbau, Parks und private Gärten betroffen. Über das notwendige Wassermanagement diskutierten Experten unter dem Motto „Smartes Wasser für grüne Orte“.
Auf Extremlagen vorbereiten
Mit der Nationalen Wasserstrategie führte Prof. André Niemann von der Universität Duisburg-Essen in die Thematik ein. Zu den Zielen zählt unter anderem, dass es auch in 30 Jahren überall und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser gibt. Dazu müssen Gewässer und Grundwasser sauber gehalten und der naturnahe Wasserhaushalt gestärkt werden. Außerdem müssen Wasserversorgung und Wassernutzung an den Klimawandel angepasst werden. Niemann nennt Beispiele wie auf Extremlagen von Trockenheit bis Starkregen frühzeitig reagiert werden könnte: etwa digital mit Sensoren und umfangreicher Datenvernetzung in Städten und ländlichen Räumen. Damit könnten Instrumente wie Regenrückhaltung, Bewässerung oder Alarmierungen gesteuert werden.
Blau-grüne Infrastruktur
Auch nach Ansicht von Prof. Dörte Ziegler von der Hochschule Koblenz ist der naturnahe Wasserhaushalt das Gebot der Stunde. Eine Kernfrage ist dabei, wie die blau-grüne Infrastruktur mit digitalen Mitteln effektiv gesteuert und umgesetzt werden kann. Prof. Ziegler stellte dazu Ergebnisse aus einer Studie der Hochschulen Koblenz und Geisenheim sowie der TU Bingen zur Klimaanpassung im Mittelrheintal vor. Ein Beispiel sind renaturierte Bachläufe, die zahlreiche positive Effekt erzielen: besserer Wasserrückhalt, erhöhte Biodiversität, Kühlungseffekte und Hochwasserschutz.
Angepasste Begrünung
Modellprojekte verschiedener Art gibt es in der Region bereits: Werkleiter Andreas Drechsler vom Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen der Stadt Koblenz erläuterte das Vorgehen auf einem Versuchsgelände der Stadt. Dort werden unter anderem eine klimaangepasste Begrünung und ein nachhaltiges Bewässerungssystem auf vormals versiegelten Flächen getestet. Dabei sind nicht nur die Universität und die Hochschule Koblenz, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger beteiligt.
Smarte Region
Ein Projekt des Kreises Mayen-Koblenz beschäftigt sich unter anderem mit smarter Bewässerung und Starkregenfrühwarnung. Die Digitalisierungsbeauftragte des Landkreises Sonja Gröntgen erläuterte, wie mit Hilfe von Sensoren und der Software „LoRaWan“ bestimmte Folgen des Klimawandels frühzeitig erkannt werden, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Dabei geht es um den schonenden Umgang mit Wasserreserven, die Vermeidung von Trockenstress sowie den Schutz von Menschen bei Starkregenereignissen und Hochwasser. Beispielsweise können bei bestimmten Messwerten sofort Katastrophenschutz und Rettungskräfte alarmiert werden.
Technische Lösungen weiterentwickeln
Nach dem umfangreichen Input, der von Claudia Jörg moderiert wurde, teilten sich die Dialog-Teilnehmer in Workshops zu den Themen Planung, Digitalisierung, Gestaltung sowie Orte und Bürger auf. Bei der abschließenden Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass es bereits gute technische Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels gibt. Diese müssen weiterentwickelt und auf individuelle Fragestellungen vor Ort angepasst werden. Auch Förderprogramme wie das beim Dialog vorgestellte EU-Förderprogramm Life sind abrufbar. Zudem gibt es viele Beiträge, die viele leisten können: schonender Umgang mit Wasser in Haushalten und Unternehmen, Entsiegelung von Grundstücken oder Wasserrückhaltung in Parks.
Überzeugende Modellprojekte starten
Dennoch müssen die Menschen stärker von der Notwendigkeit überzeugt werden, um Lösungen zu entwickeln, die nicht von oben aufgesetzt, sondern auf kommunaler Ebene erarbeitet werden. Nicht zuletzt könnte die BUGA29 Modellprojekte starten, die etwa digitale Bewässerungssysteme umsetzen, die sowohl die knappe Ressource Wasser als auch die Knappe Ressource Personal berücksichtigen. Projekte mit Modellcharakter, die zeigen: Es funktioniert auch im ländlichen Raum.
Nachhaltige Erneuerung des gesamten Tals
Die Zusage, dass sich die Bundesgartenschau 2029 gemeinsam mit den Hochschulen weiterhin mit Lösungsansätzen zu wichtigen Zukunftsfragen auseinandersetzen wird, gab Geschäftsführer Sven Stimac in seinem Schlusswort: „Die BUGA am Mittelrhein ist ein buntes Sommerfest im Jahr 2029, aber sie ist weit mehr. Als Katalysator stoßen wir notwendige Veränderungen für eine nachhaltige Erneuerung des gesamten Tals an.“
Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt
Die BUGA-Dialoge sind eine Veranstaltungsreihe der Buga 2029 gGmbH in Kooperation mit der Universität Koblenz, der Hochschulen Koblenz und Geisenheim sowie der Technischen Hochschule Bingen. 2023 fand in Kaub der 1. BUGA-Dialog zum Thema Leerstand statt. Dieser findet in diesem Jahr seine Fortsetzung in einem Citizen-Science-Projekt mit dem Titel „Urbane Lücken – ein bürgerwissenschaftliches Projekt im Mittelrheintal“. Ziel ist, das Thema Leerstand in ausgewählten Klein- und Mittelstädten zu erforschen und daraus Lösungsstrategien zu entwickeln. Der Termin für den Kick-off dazu wird noch bekanntgegeben. Weitere BUGA-Dialoge sind geplant zu den Themen: Weltkulturerbe im Hitzeschock, Tourismus und Biodiversität.