Erster BUGA-Dialog: Leerstand als Chance begreifen
Mit dem Thema „Chance Leerstand“ ist die BundesgartenschaU29 gemeinsam mit Hochschulen in eine neue Veranstaltungsreihe gestartet: Der erste BUGA-Dialog fand in der Stadthalle in Kaub statt. Mehr als 50 Teilnehmende aus verschiedenen Fachrichtungen tauschten ihre Ideen aus. Die Vernetzung der Protagonisten über Stadt- und Fachgrenzen hinweg wird nun fortgesetzt, um die besten Lösungen für das Obere Mittelrheintal zu finden, mit denen die Leerstandsspirale unterbrochen werden kann.
Die Problematik des Leerstands ist am Mittelrhein augenscheinlich: heruntergekommene Häuser, verwaiste Hotels und Gaststätten, leerstehende Ladenlokale. Um eine Kehrtwende einzuleiten, waren zum Auftakt Vertreter aus den Bereichen Baukultur und Architektur, Touristiker, Investoren und Eigentümer sowie Kreative und Künstler eingeladen.
Die Spirale durchbrechen
Moderiert von Claudia Jörg startete der Dialog mit Professor Bernhard Köppen von der Universität Koblenz. Er gab unter anderem einen Einblick in das „Schreckensszenario Leerstandsspirale“, die von den ersten Leerständen über Mietausfälle, Wegzug von Mietern und Dienstleistungsgewerbe bis zum Rückbau sozialer und technischer Infrastruktur sowie zu immer mehr Leerständen führen kann. Professor Peter Thomé von der Hochschule Koblenz stellte eine Analyse der Problematik in der Region vor.
Best-Practice-Beipiele
Wie es auch anders funktionieren kann, wurde anhand von Best-Practice-Beispielen deutlich. Dazu stellten drei Referenten ihre erfolgreichen Projekte vor: Hans-Lothar Huhn aus Bacharach (Gingerbread Guesthouse), Dipl. Ing. Markus Schäfer aus Mainbernheim (Albergo Diffuso) und Robert Anton aus Erfurt (Leergut-Agenten).
Netzwerk aus Kümmerern
Anschließend teilten sich die Teilnehmer in vier Workshops auf, die Ideen aus Sicht der Baukultur, des Tourismus, der Eigentümer und der Kreativschaffenden diskutierten. Die daraus entwickelten Vorschläge reichten von einer intensiven Kommunikation über bereits bestehende Leuchtturmprojekte, die Schaffung eines dauerhaften, interdisziplinären Netzwerks aus „Kümmerern“ bis zur Ausarbeitung konkreter Konzeptideen, die für politische Entscheider und die Bevölkerung nachvollziehbar aufbereitet werden. Neben dem reinen Leerstandsmanagement wurden auch einfachere Möglichkeiten für die Begrünung von Brachflächen und den Abriss von Bauruinen gefordert. Wenn keine andere Lösung gefunden wird, kam für Härtefälle auch die Option der Enteignung ins Spiel.
Das Tal soll vitaler werden
In seinem Schlusswort ging BUGA-Geschäftsführer Sven Stimac auf eine Thematik ein, die sich wie ein roter Faden durch alle Workshops gezogen hatte: Leerstandsmanagement sei eine gemeinschaftliche Aufgabe für alle. Dazu brauche es ein Problembewusstsein bei Eigentümern, Ortsgemeinschaften, Politik und Tourismuswirtschaft. „Die Bundesgartenschau29 will dazu motivieren, Probleme in puncto Leerstand anzupacken. Denn unser Ziel ist auch, das Mittelrheintal zu vitalisieren und Antworten auf Zukunftsfragen zu geben.“ Dazu brauche die Region einen Masterplan, bei dem Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren. Konkret für die kleine Gastgeber-Stadt Kaub gebe es interessierte Investoren, die mehrere Leerstände in einen dezentralen Hotelbetrieb umgestalten wollen.
Mit dem Dialog wurde der Aufbau eines Netzwerks begonnen, in dem Initiatoren qualitative Entwicklungen anstoßen können. Die BUGA gGmbH wird das Thema und konsistente Ideen weiter begleiten.